13. Mai 2024
von Julia Grundmann
Das übergreifende Thema der Konferenz
lautete „Dein Reich komme! gerecht anders leben“. Ausgangspunkt für
dieses Motto waren die Seligpreisungen aus der Bergpredigt Jesu, die
Andreas Malessa, Sarah Kaiser und Samuel Jersak gleich beim Eröffnungsabend
im Wechsel aus Text und Musik wort- und stimmgewaltig genauer unter die
Lupe nahmen. Dabei wurde deutlich, dass die „gerechte Welt Gottes“
nicht durch menschliche Anstrengungen erschaffen werden kann, sondern
ein Geschenk Gottes bleibt. Dennoch kann sie als visionäre Zielsetzung
Vertrauen stärken, zur Nächstenliebe ermutigen und Hoffnung stiften.
Um Gottes gerechte Welt ging es auch im Himmelfahrtsgottesdienst,
der von ordinierten Diakoninnen unseres Bundes gestaltet wurde. Mit
unterschiedlichen Impulsen und durch die Predigt von Uta Hildebrandt und
Melanie Bergerhoff wurden die Gottesdienstbesucher und -besucherinnen
ermutigt, „in Wort und Tat daran mitzuarbeiten, Gottes Reich unter den
Menschen sichtbar zu machen“.
Die Vorstellung der Mitgliederstatistik
des Bundes zeigte erfreulicherweise die höchsten Zugangszahlen seit
2018. Auch sind die Mitgliederabgänge erstmals seit 2019 rückläufig.
Diese positiven Trends verhindern keinen Mitgliederrückgang, doch dieser
ist prozentual und in absoluten Zahlen der niedrigste seit sechs
Jahren. Am 31. Dezember 2023 hatte der BEFG insgesamt 73.029 Mitglieder.
Das sind 849 Personen oder 1,15 Prozent weniger als im Vorjahr.
Insgesamt
32 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben seit dem letzten
Bundesrat ihren hauptamtlichen Dienst im öffentlich-rechtlichen
Dienstverhältnis mit dem Bund in Gemeinden des BEFG begonnen. 23 von
ihnen wurden auf dem Bundesrat vorgestellt. Udo Hermann, Leiter des
Dienstbereichs Mitarbeiter und Gemeinde, betonte in diesem Zusammenhang,
dass gerade das auf der letzten Bundesratstagung verabschiedete neue Dienstrecht für Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten von allen Beteiligten großen Zuspruch erhalten hat.
Im
zurückliegenden Haushaltsjahr 2023 konnte ein kleiner Überschuss von
3.621 Euro erwirtschaftet werden, trotz sinkender Bundesbeiträge
aufgrund rückläufiger Mitgliederzahlen sowie geringerer Beteiligung am
Bundesopfer, also Spenden für die Bundesarbeit. In seinem Bericht zu den Finanzen
unterstrich der kaufmännische Geschäftsführer Volker Springer die
Notwendigkeit, in die Zukunft zu investieren. Dazu zählen das Projekt
„Unser Bund 2025 – Zukunft gestalten“ (UB25), die Revitalisierung von
Gemeinden, Gemeindegründungsprojekte und die Ausbildung. Der Bundesrat
legte den Bundesbeitrag, den die Gemeinden an den Bund zahlen, für 2025
auf 79 Euro pro Mitglied und Jahr fest.
Unser Bund 2025 – Zukunft gestalten“ (UB25) war ein thematischer Schwerpunkt der Plenarsitzungen auf der Bundesratstagung. Damit wurden die Gemeinden durch ihre Vertreterinnen und Vertreter in den breit angelegten Beteiligungsprozess einbezogen. Bisher entwickelte Ideen wurden vorgestellt und von den Delegierten aus den Gemeinden ausführlich diskutiert.Der Bundesrat hat sich in einer Trend-Abstimmung mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, beide Konzepte aus dem Strukturprozess „Unser Bund 2025 – Zukunft gestalten“ entsprechend weiterzuentwickeln.
Auch der Beschluss des ChristusForums, sich vom BEFG zu trennen,
war Thema der Plenarsitzungen. In der Diskussion erläuterten Mitglieder
des ChristusForums ihre Beweggründe für die angestrebte Trennung und
die Beantragung eigener Körperschaftsrechte. Dabei wurden soziologische,
strukturelle und theologische Gründe angeführt, die zu dieser
Entscheidung geführt haben. Während einige Delegierte Verständnis für
den Schritt äußerten, drückten die meisten jedoch ihre Enttäuschung über
den Beschluss aus. Trotz der unterschiedlichen Standpunkte wurde
seitens des Präsidiums und der Bundesgeschäftsführung betont, dass man
im Geiste Jesu miteinander umgehen, konstruktiv an den Fragen arbeiten
und Lösungen finden werde, um die bevorstehenden Herausforderungen zu
meistern.
Neben den Plenarsitzungen sind auch die Foren stets ein
wichtiger Teil des Bundesrates, da hier in kleinerem Rahmen intensiver
an einzelnen Themen gearbeitet werden kann. So bereitete das Forum
„Demokratie und Menschenwürde“ eine gemeinsame Resolution vor, die sich
die Delegierten im Plenum zu eigen machten und als Resolution des Bundesrates „Demokratie und Menschenwürde – Gesellschaft und Staat menschenwürdig mitgestalten“
verabschiedeten. Darin heißt es unter Bezugnahme auf die „Rechenschaft
vom Glauben“: „Deshalb fordern wir alle Gemeinden in unserem Bund und
alle Mitglieder und Mitarbeitenden auf, sich in allen Arbeitsfeldern
weiterhin und engagiert für die Stärkung unserer
freiheitlich-demokratischen Grundordnung und für die Achtung der Würde
aller Menschen einzusetzen.“
Der Bundesrat beschloss aufgrund der Anträge aus zwei BEFG-Gemeinden, eine Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im BEFG
einzusetzen. Zuvor unterstrich BEFG-Generalsekretär Christoph Stiba die
Bedeutung des Themas. „Wir sind bestürzt darüber, dass Menschen in
unseren Gemeinden oder im Kontext unseres Gemeindebundes sexualisierte
Gewalt erlebt haben. Dafür gibt es keine Rechtfertigung und es erfüllt
uns mit Scham. Räume des Vertrauens, als solche betrachten wir unsere
Gemeinden ja, konnten von Tätern genutzt werden, die als
Vertrauenspersonen ihre Macht missbraucht und Menschen an Körper, Seele
und Geist Schaden zugefügt haben. Nichts widerspricht dem Evangelium von
der Liebe Gottes, die jedem Menschen gilt, mehr.“
Die
Lehrgespräche, die der BEFG in den Jahren 2017 bis 2023 mit der
Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD)
geführt hat, sind zu einem Ergebnis gekommen. „Kirchengemeinschaft auf
dem Weg“ heißt der Abschlussbericht des Dialogs. Das gleichnamige
Bundesratsforum hat sich mit dem Dokument beschäftigt und es mit großer
Mehrheit unterstützt. Im Plenum stimmten die Delegierten mit über 90 Prozent dem Ergebnis der Lehrgespräche zu.
Darin sprechen sich beide Kirchen für eine „Kirchengemeinschaft auf dem
Weg“ aus – eine Form der Kirchengemeinschaft, die das Miteinander der
Kirchen stärkt, ohne eigene Positionen in der Tauffrage aufzugeben. Die
Kirchenleitungen der VELKD haben dem Dokument bereits im Herbst 2023
zugestimmt. „In einer Zeit, in der eher die Unterschiede als die
Gemeinsamkeiten betont werden“, sagte BEFG-Präsident Michael Noss, sei
es eine solche Kirchengemeinschaft „ein starkes Zeichen für die
versöhnende Kraft des Evangeliums“.
„Der
Tod Jesu Christi bewirkt Heil für uns Menschen.“ Dieser Glaubenskonsens
ist durch den BEFG-Gesprächsprozess „Im Dialog zum Kreuz“ erneut
bekräftigt worden, wie auf der Bundesratstagung in Kassel in einem Forum
und im Plenum berichtet wurde. Das Präsidium des Bundes empfiehlt den
Gemeinden, das für den Prozess entwickelte biblisch-theologische
Material weiter in Gottesdiensten und Bibelgesprächen zu nutzen, um das
gemeinsame Zeugnis zu stärken.
Starke inhaltliche Impulse lieferte auch der Konferenzabend am Donnerstag mit dem Titel „Inspirationen aus dem Reich Gottes“.
Bettina Becker von der Villa Wertvoll in Magdeburg lieferte Ideen, wie
man die Welt auf kreative Art und Weise ein kleines bisschen gerechter
machen kann. Frank Heinrich von der Evangelischen Allianz in Deutschland
sprach über moderne Sklaverei und rief dazu auf, „die Freiheit, zu der
uns Christus berufen hat, zu nutzen, um anderen die Freiheit zu
schenken“. Schließlich thematisierte die französische Theologin Dr. Dr.
Valérie Duval-Poujol das Problem der häuslichen Gewalt, die es leider
auch im christlichen Kontext gibt. Sie betonte, wie wichtig es ist,
dieses Unrecht offen anzusprechen und auch in Predigten zu
thematisieren.
Nach diesem sehr eindrücklichen, aber aufgrund der
leidvollen Thematik auch sehr bedrückenden Abend, war der Freitagabend
etwas heiterer. Unter der Überschrift „Soul, Food & Sharing“
konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Mini-Festival erleben:
Ein Improvisationstheater und Konzert, eine „Silent Disco“ mit
individuell wählbarer Musik, einen Raum der Stille für Gebet, einen
sogenannten „Wohnzimmerworship“ sowie die sowieso allabendlich
stattfindenden Lounges wurden als Parallelveranstaltungen angeboten. Als
kulinarisches Highlight gab es Pommes Frites gegen Spende, deren Erlös
von über 1.000 Euro der Durchführung des BUJUs zugutekommt.
Wie
jedes Jahr waren zur Bundesratstagung auch internationale Gäste
eingeladen. Generalsekretär Pastor Lukas Ndjamba und Jonas Kakenge
Mbwenga von der National Baptist Convention of Namibia (NBCN) sprachen
ein Grußwort an den Bundesrat und berichteten von der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags von BEFG und NBCN, die wenige Tage zuvor stattgefunden hatte. Der Generalsekretär des Baptistischen Weltbunds (BWA) Elijah Brown übermittelte Grüße per YouTube-Video und lud zum BWA-Weltkongress 2025 nach Brisbane (Australien) ein.
Zum gemeinsamen Feiern des Bundesgottesdienstes, der am Sonntag live aus der EFG Berlin-Schönberg übertragen wurde, waren alle BEFG-Gemeinden online eingeladen.
Julia Grundmann
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im BEFG
Fotos: David Vogt