Die Kenntnis darüber allein reicht nicht aus; deswegen erarbeitet das Buch eine christuszentrierte Haltung und bietet einen strukturierten Prozess an, um Gemeinden zur Buße zu führen und langjährige Konflikte zu lösen.

Der rote Faden des Buches folgt den sieben Sendschreiben in der Offenbarung. Die Autoren zeigen anhand dieser Briefe, wie Leiter die kollektive Schuld ihrer Gemeinde wahrnehmen und konkrete Schritte der Befreiung unternehmen können. Dazu gehen die Autoren an die Wurzel der Gemeindekonflikte. Themen, die näher betrachtet werden sind u.a. die Identität in Christus, die Angriffe Satans, eine gesunde Leitung. Die Aspekte dieses Prozesses der Freiheitsgewinnung sind: Das Lossagen von Schuld durch Buße, der Blick auf die Stärken und Ressourcen in Gott und schließlich der gehorsame Blick nach vorne.

Für strategisches und planvolles Arbeiten bietet dieses Buch eine gute Unterstützung. Der Leser wird praxisnah mittels einer Leiterschaftsstrategie, konkret vorgedachter Veranstaltungen und einen Gebetsaktionsplan durch den Prozess geführt.

Der Schreibstil ist strukturiert, verständlich und lebendig. Die tiefgreifenden, in der Bibel verankerten Ausführungen werden durch Zeugnisse und praktische Beispiele aus dem Erfahrungsschatz der Autoren unterstützt. Diejenigen, die einen bis ins Detail vorgegebenen Prozess schätzen, werden im Buch viel Hilfe finden. Andere könnten den Prozess als restriktiv empfinden. Es wird jedoch deutlich, dass eine Befreiung geistlicher Fesseln alternativlos ist.

Das Buch ist eine wertvolle Ergänzung im Gemeindeentwicklungsprozess einer Gemeinde und bildet die Grundlage für eine tiefgehende Wurzelbehandlung. Der Freiheitsprozess setzt voraus, dass der Leser persönlich seine eigene Freiheit in Christus gefunden hat. Zum anderen sollte es m.E. eine Fortsetzung in einem weiterführenden Prozess geben, wie diese gewonnene Freiheit der Gemeinde auftragsorientiert und visionär praktisch gestaltet wird.

Es werden Leiter, Älteste und Gemeindeverantwortliche angesprochen. Um diese Freiheit erleben zu können, braucht es eine Bereitschaft zur Selbstreflexion und Offenheit, sowohl für persönliche als auch gemeindliche Schuld. Die Sehnsucht nach einer aufgezeigten gesunden, christuszentrierten Gemeinde motiviert dazu, mutig den Freiheitsprozess zu durchlaufen.

Ein Pastor beschreibt in einem Brief an den Autor des Buches seine Erfahrungen mit dem Freiheitsprozess: "Die gute Nachricht ist, dass wir alte Probleme und tiefe Verletzungen ans Licht bringen. Unsere Gemeinde wird als entspannt, freundlich und sehr beziehungsorientiert wahrgenommen. Oberflächlich betrachtet scheint diese Einschätzung zu stimmen. Ich lerne jedoch, dass wenn man unter der Oberfläche gräbt, man auf unglaubliche Schmerzen stößt, die noch nicht aufgearbeitet sind. Unsere kollektiven Sünden reichen aus, um dieses Gebäude zu schließen. Sie haben unser Wachstum und unsere Effektivität, Gottes Werk zu tun, bereits stark gebremst. Du hast uns geholfen, einen gewaltigen und oft sehr schmerzhaften Heilungsprozess zu beginnen."

Ich empfehle dieses Buch, weil ich die Not von Christen sehe, die sich an der zerstörerischen Kraft kollektiver Gemeindeschuld reiben. Das Buch gibt Mut und einen klaren Aktionsplan, um einen Freiheitsprozess in der Gemeinde anzustoßen und Heilung zu schaffen, damit Gemeinde Jesu gesundet.

Anderson, Neil T. / Mylander, Charles, Freiheit für deine Gemeinde, JOTA, 2023, 368 Seiten, ISBN: 3949069054

Noch ein Hinweis: Die Theologische Studienwoche für Leiter und Mitarbeiter, CBE Tiefgang (24.09. bis 27.09.2024), beschäftigt sich mit genau den Themen dieses Buches.

Titelfoto: Pexels ai generated