05. Jul 2022
von Hanni Feldhoff
Dieser Tag verdient es festgehalten zu werden. Es ist früh morgens und 2 Ukrainer kommen auf den Hof. Mithilfe des Übersetzungsprogramms verstehe ich sehr schnell, dass sich dieses Ehepaar ein kostenloses Fahrrad für jeden wünscht. Ich erkläre ihnen, dass ich zwar Fahrräder habe, aber nur reparaturbedürftige. Der Mann versteht das und möchte gerne ein Fahrrad sehen. Ich hole zwei verschiedene, er schaut, probiert, repariert mit Hilfe von Teilen, die wir ihm bringen. Der Frau mache ich Mut, denn ich weiß, dass unsere Männer gerade ein Fahrrad holen, vielleicht ist es gut für die Frau. Und siehe da, es ist ein Frauenrad, es ist gut und sie fährt gleich einige Runden über den Hof. Aber das Fahrrad für den Mann lässt sich auf die Schnelle nicht komplett reparieren. Gott wusste das und deshalb schickte Er „just in time“ einen Mann auf den Hof, der uns sein Fahrrad brachte, voll funktionsfähig und es tat ihm weh sich zu trennen. Da konnten wir ihm sagen, dass gerade ein Mann da ist, der ein Fahrrad braucht. Per Übersetzer wünschte ich dem Ehepaar immer gute Fahrt und wünschte ihnen Gottes Bewahrung. Da ging ein großes freudiges Lächeln über das Gesicht der Beiden.
Am Nachmittag suche ich verzweifelt ein Hörgerät. Ein junger Syrer hat die Möglichkeit nach Syrien einige Dinge mitzuschicken und sein Papa und noch mehr fragen nach Hörgeräten. Und ich hatte gestern noch eines bei mir gesehen, aber ich habe total vergessen, wo ich es hingeräumt habe. Den ganzen Tag suche ich, denn schon morgen sollte es auf die Reise gehen. Da kommt mir der Gedanke: bete einfach, wie sonst sollst du es finden? Gedacht, getan – da fällt mein Blick auf einen Karton mit Nähsachen, den ich gestern zusammenstellte. Dort war die Tüte mit dem Hörgerät versehentlich gelandet.
Wir sind die OASE hilft gGmbh. Vor fast 33 Jahren lenkte Gott unseren Blick auf die verarmten Menschen in Rumänien und legte es uns aufs Herz, dort zu helfen. Schon 5 Wochen nach dem Sturz von Ceausescu ging unser 1. Transport mit 6 Fahrern und drei geliehenen Fahrzeugen auf den Weg nach Rumänien. Es folgte ein 2. und ein 3. Transport und wir sahen unvorstellbare Umstände, in denen Menschen leben müssen. Gott gab uns gute Gedanken, wie wir den verarmten Menschen dort helfen können. Wir packten Lebensmittelpakete, sammelten Kleidung und konnten sogar einige kleine Handwerksbetriebe errichten. Dann gab es leider Krieg in den verschiedensten Ländern und Gott zeigte uns die verschiedensten Stellen, an denen wir konkret helfen durften. Kinderheime, Familien, Bibelschulen, Freizeitheime, Krankenhäuser, Krankenstationen durften wir unterstützen und noch an vielen verschiedenen Stellen helfen. Inzwischen sind aus den 3 Lkw-Ladungen über 800 geworden.
Auch in unserem Land durften wir im Laufe der letzten Jahre unzähligen Menschen bei der Möblierung ihrer Wohnungen helfen. Aber auch in allen Notlagen und Hilfsbedürftigkeiten, die überall passieren können, versuchen wir zu helfen. Selbstverständlich sind diese Hilfen kostenlos. Ich bewundere immer wieder unsere Helfer, mit welcher Liebe und Ausdauer sie diese sehr schwere Arbeit tun – einfach um Menschen ein menschenwürdigeres Leben zu ermöglichen. In unserer Gemeinde in Hersbruck haben wir seit 13 Jahren einen Kleiderladen, in dem sich bedürftige Menschen kostenlos Kleidung und andere schöne Dinge aussuchen können. Gleichzeitig fand dort ein Begegnungscafé statt, wo sich wöchentlich bis zu 150 Menschen zu Frühstück und Gespräch treffen konnten. Corona beendete diese Art des Zusammenseins ganz plötzlich. Seitdem findet während der Öffnungszeit des Ladens ein sogenanntes „Straßencafé“ statt. Auch dieses entwickelte sich zu einem Treffpunkt für viele Nationen.
Durch all diese Aktivitäten sind sehr viele herzliche Beziehungen entstanden. In der Zwischenzeit handelt es sich nicht nur um praktische Hilfen; sondern wir dürfen durch Zuwendung und Verbundenheit Deutsche und Ausländer begleiten. Ich erinnere mich an die äthiopische Mama, die im Krankenhaus war und mit der Situation überhaupt nicht klar kam. Sie schrie, rannte weg, lamentierte und drohte durchzudrehen. In dieser Situation rief sie mich an. Ich erkannte die Problematik , sprach mit der Krankenschwester und sie gestattete mir noch einen Besuch, obwohl es schon spät am Abend war. Liebevoll nahm ich die äthiopische Frau in den Arm, sprach mit ihr, legte sie ins Bett, deckte sie zu, betete mit ihr, strich nochmal über den Kopf, sie wurde ganz ruhig und konnte schlafen. Wie dankbar war ich darüber und auch dankbar, dass mich ein junger Syrer trotz der späten Stunde schnell mit dem Auto in die 30 km entfernte Stadt gebracht hatte.
Schon als junges Mädchen wurde mir der Vers wichtig: Tu, was Dir vor die Füße fällt - und Du wirst die Segnungen Gottes erleben.
Ich möchte Euch ermutigen loszulaufen, Euch überraschen zu lassen und große Freude und Dankbarkeit zu erleben.
Hanni Feldhoff
OASE Hersbruck