Leitgedanken zur Musikgestaltung und Anbetung im Gottesdienst

07. Nov 2023

von Martijn Wemmers

Musikgestaltung und Anbetung im Gottesdienst

Wir wurden geschaffen, um Gott anzubeten!
Anbetung findet statt, wenn wir unsere Zufriedenheit und höchste Erfüllung in einer Beziehung zu Gott, unserem Vater, durch seinen Sohn Jesus Christus finden. Als Jesusnachfolgern ist es unser tiefstes Bestreben, dass jede Facette unseres Daseins die Anbetung Gottes zum Ausdruck bringt (vgl. Römer 12,1-2, 1.Kor. 10,31, Offb. 4,11). Unser Gottesdienst ist, so wie ich es verstehe, ein fortlaufender Akt der Anbetung von Montag bis Sonntag.

Eine besondere Bedeutung kommt jedoch dem gemeinsamen Sonntags-Gottesdienst zu. Sich am Tag des Herrn mit Gottes Volk zu versammeln, um in Übereinstimmung mit seinem Wort den Gottesdienst vor seinem Thron zu feiern, ist sowohl unsere feierliche Verpflichtung als auch ein freudiges Vorrecht.

Obwohl der sonntägliche Gottesdienst zahlreiche Aspekte umfasst, von der Lehre bis zum gemeinsamen Gebet, vom Kindergottesdienst bis zum Kirchenkaffee, halte ich es für sinnvoll, einige Leitgedanken speziell zu dem Teil des Gottesdienstes zu weiterzugeben, der das gemeinsame Singen anbetrifft.

Viele Gemeinden bestehen in ihrer Zusammensetzung aus Geschwistern und Gästen unterschiedlicher ethnischer, kultureller und gemeindlicher Hintergründe. Das ist sowohl ein Segen als auch eine Herausforderung, denn jeder bringt seine eigenen Erfahrungen, Prägungen und Erwartungen mit.

Als Gemeinde streben wir an, ein Ort zu sein, an dem sich jeder Gläubige wahrgenommen, sicher, respektiert, an- und aufgenommen fühlt.

Wie können wir verschiedenen Prägungen und Vorlieben für unterschiedliche Musikstile und Gottesdienstformen aufnehmen, wertschätzend mit ihnen umgehen und eine große Vielfalt in Einheit leben? Diese Leitlinien sollen einen Beitrag dazu geben.

1. Theologische Substanz:

Wir bevorzugen Lobpreislieder, die mit biblischen Wahrheiten und einer soliden Theologie übereinstimmen. Sie sollen eine klare und aussagekräftige Botschaft über den Charakter Gottes, die Gnade, das Evangelium und das Nachfolgeleben vermitteln. Wir ermutigen alle, bei Liedvorschlägen darauf zu achten, dass die Texte und Themen lehrmäßig gesund sind (1Timotheus 4,6; 2Timotheus 4,13).

2. Kulturelle Sensibilität:

Wir erkennen und feiern die verschiedenen kulturellen Hintergründe in unserer Gemeinde. Deshalb ermutigen wir dazu, Lieder zu verwenden, die die verschiedenen Kulturen, Sprachen und Musikstile repräsentieren. Da die Hauptsprache der großen Mehrheit der Gemeinde Deutsch ist, ist es wünschens-wert, dass bei Liedern in einer anderen Sprache eine deutsche Übersetzung für die Gemeinde verfügbar ist. Wir ermutigen die Gemeindemitglieder, ihre kulturellen Ausdrucksformen mitzuteilen und sie in den Gottesdienst einzubringen.

3. Verschiedene gemeindliche Hintergründe:

Wir respektieren die unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Traditionen in unserer Gemeinde. Wir sind offen für verschiedene gottesdienstliche Elemente (z. B. Hymnen, Chormusik, zeitgenössische Lieder, liturgische Elemente), um Vielfalt in Einheit zu leben. Wir ermutigen dazu, die Hintergründe verschiedener Gottesdienstpraktiken und -traditionen zu erläutern, um das Verständnis und die Einheit zu fördern (Epheser 4,3).

4. Gesunde Mischung aus alten und neuen Liedern:

Wir bekräftigen, dass es neue Lieder gibt, die dem Herrn gesungen werden sollten (Psalm 40,3; 96,1; Offenbarung 5,9). Wir glauben zudem, dass es ein reiches Erbe an christlichen Liedern gibt, welches wir uns zu eigen machen sollten. Zeitlose Wahrheiten finden sich sowohl in alten als auch in neuen Liedern. Wir ermutigen dazu, Lieder aus verschiedenen Genres und Jahrhunderten zu singen und dabei eine Vielzahl von Instrumenten (vgl. Psalm 150) wie Gitarren, Schlagzeug, Klavier, Geige, Flöte usw. zu verwenden. Wir ermutigen dazu, in jedem Gottesdienst traditionelle Lieder mit modernen Liedern zu mischen, um verschiedene Generationen anzusprechen.

5. Ausdrucksformen bei der Anbetung:

Wir erkennen an, dass persönliche Ausdrucksformen der Anbetung im Gottesdienst oft Teil des jeweiligen kulturellen und gemeindlichen Hintergrunds und des persönlichen Frömmigkeitsstils einer Person ist. Wir wollen Raum für solche Unterschiede lassen und berücksichtigen, dass die Bibel von einer Vielzahl von Ausdrucksformen berichtet, wie z. B. Stehen (1. Chronik 23,20), Tanzen (Psalm 149,3; 2.Samuel 6,14), Jubelschreie (Psalm 27,6; 33,3), Verbeugen und Niederknien (Psalm 95,6), Klatschen (Psalm 47,1) und Hände heben (Psalm 63,4). Wichtig sind uns dabei sowohl praktische als auch geistliche Überlegungen, wie z.B. darauf zu achten, dass die Sicht anderer Personen auf den projizierten Text nicht behindert wird. Außerdem ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass nicht jede Ausdrucksform für jedes Lied oder jede Situation geeignet ist.

6. Nicht-verurteilende Haltung:

Wir halten es für äußerst wichtig, eine vorurteilsfreie Haltung in Bezug auf die verschiedenen Vorlieben für Gottesdienstmusik und Anbetungsstile zu fördern. Wir wollen uns ständig daran erinnern, dass der Wert eines Liedes in seinem theologischen Inhalt liegt und dementsprechend beurteilt werden sollte. Wir lehnen es ab, bestimmte Lieder oder Musikstile aufgrund ihrer Herkunft, ihres Autors, ihres Genres, ihrer Machart oder ihres Stils zu verwerfen und wollen respektvoll mit für uns als ‚fremd‘ empfundenen Musikstilen oder Verhaltensformen umgehen.

7. Fokussierung auf Gottes Herrlichkeit:

Wir erinnern daran, dass der Hauptzweck von Musik und Gesang darin besteht, Gott zu verherrlichen. Wir ermutigen jeden, seine eigenen persönlichen Vorlieben nicht in den Vordergrund zu stellen und sich darauf zu konzentrieren, den Herrn mit Aufrichtigkeit und Ehrfurcht anzubeten. Wir betonen die Gemeinsamkeit, die alle wiedergeborenen Gläubigen eint: ihre Liebe und Hingabe zu Christus.


Durch die Beachtung dieser Leitgedanken können wir eine Gottesdienstumgebung schaffen, die unterschiedliche gemeindliche Hintergründe, kulturelle Prägungen und musikalische Vorlieben respektiert und gleichzeitig eine tiefe und bedeutungsvolle Verbindung mit Gott durch Musik fördert.

Martijn Wemmers





Martijn Wemmers

Gemeindereferent in der EFG Wolgast und der EFG Anklam




Titelfoto: Pixabay, Engin_Akyurt

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