30. Aug 2021
Wir machen unser Gebet für Afghanistan konkret.
die Entwicklungen und Geschehnisse der letzten Monate und Tage in Afghanistan sind bestürzend und erschreckend. Die Bilder, die wir auch in den westlichen Medien zu sehen bekommen, machen uns fassungslos. Wir möchten hier keine politische Analyse und Aufarbeitung, keine Einordnung oder Schuldzuweisung geben. Wir möchten einen persönlichen Einblick schildern – denn unsere Familie ist in Afghanistan. Sie gehören zur Volksgruppe der Hazara, einer schiitischen Minderheit im meist sunnitischen Afghanistan (weshalb sie sowieso schon unter Druck stehen und die Taliban sie besonders im Visier haben).
Die Taliban sind schon seit vielen Jahren in dem ländlichen Gebiet, in dem unsere Familie lebt. Aber seit dem Abzug der Nato-Truppen und der unfassbar schnellen Machtübernahme der Taliban hat sich die Situation weiter zugespitzt: Die Eltern sind im Wohnhaus und versuchen Hab und Gut zu schützen – der Rest der Familie ist in die Berge geflohen. Mit Kindern und Säuglingen ist das Leben im Freien oder in Hütten sehr hart. Zwei unverheiratete Schwestern bangen zudem (absolut berechtigt!) darum, nicht von den Taliban entdeckt zu werden, da ansonsten eine Zwangsheirat mit einem Taliban-Kämpfer droht. Wir sind Gott von ganzem Herzen dankbar, dass die Geschwister alle bereits das Haus verlassen hatten, als letzte Woche mehrere Taliban ins Haus kamen, die Eltern fesselten, in einen Teppich wickelten und dann ca. 5 Stunden das Haus durchsucht / durchwühlt und vieles zerstört haben. Dem Herrn sei Dank ist niemandem etwas passiert.
Die Lebensmittel werden knapp. Die Preise sind bereits um das 4-fache gestiegen. In diesem Gebiet darf man sich nicht außerhalb des Hauses bewegen – ansonsten wird sofort geschossen. Eigentlich ist gerade Erntezeit. Ein Bruder wollte letztens ein paar reife Mandeln ernten, da wurde auf ihn geschossen. Die Früchte verfaulen vor den Augen der Leute – und sie dürfen sie nicht einsammeln.
Die Aussichten sind unheil-voll. Die bange Frage der Bevölkerung ist, wie sich alles weiter entwickeln wird. Ob die humanen Versprechen der Taliban vielleicht doch irgendwie verlässlich sind. Die Erfahrung der Vergangenheit hat leider gelehrt, dass nichts Gutes zu erwarten ist. (Wobei die Taliban keine einheitliche Gruppe sind, es gibt Gemäßigtere und Hardliner.) Die Scharia wird in einigen Gebieten schon umgesetzt. Aktuelle Videos von öffentlichen Auspeitschungen und Steinigungen kursieren bereits im Netz. Das Misstrauen der Menschen untereinander erschwert zusätzlich das Leben: Wem kann man vertrauen? Wer steht auf welcher Seite? Wer lockt einen in einen Hinterhalt?
Beten ist das Beste und mit das Einzige, das wir tun können.
Deshalb bitten wir Euch – betet für Afghanistan:
Außerdem besteht die Möglichkeit, den Afghanen in unserem Land beizustehen. Vielleicht hattet Ihr auch als Gemeinde während der "Flüchtlingswelle" Kontakte zu Afghanen? Meldet Euch doch noch mal bei ihnen. Vielleicht habt Ihr afghanische Christen in der Gemeinde? Zuhören. Da sein. Miteinander beten. Die Situation zusammen aushalten – das stärkt und ermutigt.
Habt vielen Dank für alles Mittragen und für jedes Gebet!
Und
daran halten wir fest: Unser Gott ist ein mächtiger Gott. ER herrscht
vom Himmel herab mit Weisheit, Liebe und Kraft. Unser Gott ist ein
mächtiger Gott!
Unsere Namen möchten wir zur Sicherheit für unsere Familie nicht nennen.
Wir möchten es konkret machen und bieten für 4 Wochen an, dass wir uns gemeinsam zum Gebet bei Zoom treffen. Seid herzlich eingeladen und kommt dazu: Jeweils Dienstags von 19:30 - 20:00 Uhr.
Gebet für Afghanistan am 31.08. + 07.09. + 14.09. + 21.09.2021
Zoom-Meeting beitreten: https://us06web.zoom.us/j/81815443679
Meeting-ID: 818 1544 3679
Alexander Rockstroh
Geschäftsführer ChristusForum Deutschland