17. Jan 2021
von Marko Schubert
Wie können wir uns
selbst und andere dazu motivieren, die Bibel zu lesen und zu studieren?
Wir lesen die Bibel nicht, um ein Pensum zu erfüllen, sondern weil Gott durch dieses Buch zu uns redet. Durch dieses Buch lernen wir Gott kennen, erfahren, wie er ist und was ihm wichtig ist. Gleichzeitig beginnt dieses Buch, uns zu verändern, denn Gottes Wort ist lebendig und wirksam (Hebr 4,12-13). Gottes Wort macht uns weise und hilft uns, gute Entscheidungen zu treffen (Ps 19,8-11). Gottes Ziel ist es, uns seinem Sohn ähnlicher zu machen (Röm 8,29). Eine wichtige Hilfe auf dem Weg dahin ist Gottes Wort. Wir sehen in der Bibel, wie Jesus ist, aber auch gleichzeitig, wie wir sind, wo es noch Veränderungsbedarf gibt (Jak 1,22-26).
Nach einer Freizeit beginnt eine Reihe von Teenagern, regelmäßig in der Bibel zu lesen. Andere Jugendliche beginnen die Bibel regelrecht zu studieren. Sie arbeiten sich durch anspruchsvolle Bibelkommentare und lesen diese von vorn bis hinten durch. Warum? Weil sie Menschen erlebt haben, die begeistert von der Bibel waren, die sie gerne gelesen haben und das Gelesene im Alltag umsetzen. Genau das hatte auch mich motiviert, mit 14 Jahren anzufangen, jeden Tag in der Bibel zu lesen. Ich hatte gute Vorbilder: meine Eltern und meine Jugendleiter. Ich wollte genauso wie sie erleben, dass Gott durch sein Wort zu mir spricht - mitten in mein Leben hinein. Und das hat er immer wieder getan. Nicht jeden Tag, aber oft genug. Deshalb bin ich dran geblieben am Bibellesen.
Die wenigsten Christen fangen an, Bibel zu lesen, weil sie eine motivierende Predigt dazu gehört haben. Für viele scheinen die Hürden viel zu hoch zu sein: „Lesen ist anstrengend." - „Ich habe noch nie ein Buch gelesen." - „Die Bibel ist so dick, da werde ich ja nie fertig." - „Die Bibel ist viel zu schwer zu verstehen. Da versteh ich nur Bahnhof."
Aber wenn sie einmal mit einer Gruppe von Leuten gemeinsam in der Bibel lesen und darüber reden, merken sie auf einmal, dass Bibellesen richtig Freude macht. Es muss erst einmal eine Initialzündung geben, damit es weitergehen kann. Eine Freizeit mit einer Gruppe Gleichaltriger, in der intensiv Bibel gelesen und darüber geredet wird, kann Wunder bewirken.
Auch um am Bibellesen dranzubleiben, ist es eine große Hilfe, gemeinsam in der Bibel zu lesen. Such dir eine Gruppe Gleichgesinnter, setzt euch gemeinsame Leseziele, trefft euch regelmäßig, um gemeinsam nach Antworten auf Fragen zu suchen. Das ist unwahrscheinlich bereichernd für das geistliche Leben.
Letztes Jahr gab es parallel zu unserem SOLA ein „Teenie-Trainingscamp" für 13- bis 15-jährige Teenies, die SOLA-Mitarbeiter werden wollten. Jeden Morgen hatte jeder Teenie 20-30 min Zeit, um einen Text aus dem Jakobusbrief zu lesen und sich intensiv darüber Gedanken zu machen. Danach kamen wir als Gruppe zusammen und haben gemeinsam über das Entdeckte geredet. Nach dem ersten Tag haben sich die Teens auf diese Zeit gefreut, weil sie erlebt hatten, wie viele gute geistliche Wahrheiten sie selbst aus dem Bibeltext herausgefunden hatten.
Folgende einfache Bibellesemethoden kamen richtig gut an:
In der anschließenden Austauschzeit sind wir einfach den Text Vers für Vers durchgegangen, und jeder, der ein Fragezeichen bei einem Vers hatte, hat die Frage gestellt. Die anderen haben versucht, die Frage zu beantworten. Genauso hat jeder von dem erzählt, was ihm wichtig geworden ist. Es war erstaunlich, wie viel die Teenies entdeckt hatten.
Unterstreiche oder markiere den Text mit verschiedenen Farben:
In der Austauschzeit haben wir einfach darüber geredet, warum jeder bestimmte Textstellen entsprechend markiert hat. Einem Jungen hat diese Methode so sehr gefallen, dass er in seiner freien Zeit gleich weitergelesen hat, um mehr unterstreichen zu können.
Als Gemeinde kann man immer wieder mal Bibelleseprojekte durchführen, indem man anhand eines Bibelleseplans in einem Jahr gemeinsam das Neue Testament oder das Alte Testament oder auch nur ein einzelnes Buch der Bibel durchliest. Der Bibelleseplan sollte so gestaltet sein, dass möglichst jeder gut mitkommt. Dazu sollte man die Leseabschnitte pro Tag nicht zu lang wählen (1-2 Kapitel) und maximal 5 Tage pro Woche zum Lesen einplanen, damit Leute auch mal wieder aufholen können, wenn sie den Anschluss verpasst haben. Zu jedem Tag sollte es 2-3 Fragen geben, damit jeder zum Nachdenken über den Bibeltext angeregt wird. Am effektivsten wird das Ganze, wenn über die Fragen und eigenen Entdeckungen in Hauskreisen geredet wird. Außerdem ist es sinnvoll, begleitend zur Bibellese über einige der gelesenen Texte zu predigen. Dadurch kann man schwierige Passagen erklären und immer wieder neu zum Weiterlesen motivieren. Am Ende des Projekts sollte man mit allen, die durchgehalten haben, kräftig feiern.
In den Outdoor- und Sommerbibelschulen haben wir sehr gute Erfahrungen mit Arbeitsheften zum Bibelstudium gemacht. In diesen Arbeitsheften gibt es zu jedem Bibeltext eine ganze Reihe hilfreicher Hintergrundinformationen und guter Fragen. Diese Fragen helfen zunächst, den Text noch besser zu verstehen, aber auch, das Gelesene auf das eigene Leben anzuwenden.
Man kann diese (oder ähnliche) Arbeitshefte alleine durcharbeiten, aber wesentlich ertragreicher ist es, wenn sich jeder intensiv vorbereitet und man sich dann in einer Kleingruppe trifft, um gemeinsam darüber zu reden und offene Fragen zu beantworten.
...hilft, die Freude am Bibellesen zu behalten. Lies die Bibel in verschiedenen Übersetzungen oder in einer anderen Sprache. Benutze einen anderen Bibelleseplan. Nutze gute Hörbibeln. Es ist ein Genuss, Bibeltexte zu hören oder zu lesen und gleichzeitig zu hören. Höre dir gute Predigtreihen (Vers-für-Vers-Aus egungen) zu einzelnen Bibelbüchern an.
Ein guter Bibelleseplan kann die Motivation am Bibellesen erhalten. Besonders gelungen ist der Plan von „The Bible Project“. Mit diesem Plan liest man in einem Jahr chronologisch durch die ganze Bibel.
Die Bibel ist Gottes Buch. Er will sich darin mitteilen. Deshalb hat er Freude daran, wenn wir in seinem Buch lesen. Jedes Mal, wenn du keine Lust zum Bibellesen hast, bitte ihn, dass er dir Freude zum Lesen seines Wortes schenkt. Dieses Gebet erhört Gott sehr gerne.
Marko Schubert
ist hauptberuflicher Mitarbeiter in der EFG Thierfeld und leitet das Jüngerschaftsprogramm „unterwegs“