Jüngerschaft praktisch

26. Feb 2021

von Marko Schubert

In Gottes Plan, diese Welt zu retten, spielt Jüngerschaft eine wichtige Rolle. Jüngerschaft heißt sich selbst zu reproduzieren. Jeder Christ soll andere zu Jüngern machen, das heißt sie zum Glauben führen und sie solange zu begleiten, bis sie in der Lage sind, selbst wiederum andere zu Jüngern zu machen. Das Ziel von Jesus, dass seine Nachfolger viel Frucht bringen sollen (Johannes 15,1-17), bringt das treffend zum Ausdruck. Früchte sind dazu da, dass sich die Pflanze reproduzieren kann. Aus den Samen in den Früchten entstehen neue Pflanzen. Genauso sollen sich Christen reproduzieren. Aber wie ist das erlebbar und wie geht das? Wie viele Menschen hast du schon zu Jüngern gemacht?

Jüngerschaft leben, heißt Gottes Auftrag erfüllen.

Der Vers, der vom ‚Jünger machen‘ spricht: „Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Matthäus28,19, NGÜ), macht deutlich:

  • Es reicht nicht aus, dass Leute beginnen an Jesus zu glauben. Sie müssen zu Jüngern (oder Schülern) werden.
  • Jünger müssen gemacht werden. Jünger werden nicht geboren und sie entstehen auch nicht einfach von selbst.
  • ‚Jünger machen‘ ist ein längerer Prozess mit drei Schritten: 1. Hingehen (Evangelisation); 2. Taufen (Befestigung); 3. Lehren zu gehorchen (Ausbildung).
  • Jesus überträgt diese Aufgabe an uns. Er verspricht bei uns zu sein und uns zu helfen, aber er nimmt uns die Aufgabe nicht ab.

Wenn sich jeder Christ auf diese Weise geistlich gesehen vermehren würde, dann müsste es eigentlich immer mehr Christen in unserem Land geben. Leider passiert es aber nicht. Viele Christen haben noch nie erlebt, dass durch sie ein anderer Mensch zum Glauben gekommen ist. Sie haben eher erlebt, dass Leute dem Glauben den Rücken kehren und Gemeinden schrumpfen. Das Problem ist: Die wenigsten Christen wissen, wie man Jünger macht. Denn sie selbst wurden nie zu Jüngern gemacht. Dabei ist es gar nicht so kompliziert. Jesus selbst hat uns gezeigt, wie es geht. Er hat innerhalb von drei Jahren zwölf Jünger gemacht. Er hat sie zu Männern herangebildet, die wieder in der Lage waren, andere zu Jüngern zu machen. In Markus 3,13-19 wird uns in Kurzform beschrieben wie ‚Jünger machen‘ geht.

Jünger

Lektion 1: Investiere dich in Einzelne, aber das mit ganzem Einsatz.

Jüngerschaft funktioniert nicht in einer großen Gruppe, sondern nur in einem kleinen Kreis. Suche dir also einzelne Leute aus, in die du dich besonders investierst. Vielleicht fragst du dich: Wie finde ich denn die richtigen Leute, in die ich mich investieren soll? Hier können wir wieder von Jesus lernen: Er hat die ganze Nacht gebetet, bevor er die 12 mit Namen rief. Ohne Gebet funktioniert Jünger machen nicht. Bete, dass Gott dir die Leute zeigt, in die du dich investieren sollst. In Johannes 17,6 sagt Jesus, dass Gott ihm die Zwölf aus allen Menschen dieser Welt gegeben hat. Genauso will Gott dir Menschen geben, in die du dich investieren sollst.

Wir müssen uns also nicht abmühen zu versuchen, Menschen zu beeinflussen, die das gar nicht wollen. Jesus hat bei potenziellen Jüngern nach ganz bestimmten Qualitäten Ausschau gehalten: Es hat die 12 Männer etwas gekostet, Jünger von Jesus zu werden: Sie gaben ihren Beruf auf und verließen ihre Heimat. Jesus hat Leute wieder weggeschickt, die ihm nicht in dieser Radikalität folgen wollten (Lukas 9,23-24). Wenn du Leute zu Jüngern machen willst, dann investiere dich in Menschen, die wirklich wollen. Wenn jemand keine Lust hat voranzukommen, hat das Ganze keinen Zweck. Es muss den anderen etwas kosten und er muss bereit sein, dafür etwas zu opfern, sonst wird er kein Jünger. Bitte Gott, dass er dir Menschen gibt, die willig sind, die bereit sind Opfern zu bringen und die zuverlässig sind.

Lektion 2: Jüngerschaft heißt Leben miteinander teilen

Die erste Aufgabe der Zwölf war es bei Jesus zu sein. Das ist auch heute das Wichtigste. Jemand, der ein Jünger werden will, muss Zeit mit Jesus verbringen. Es geht darum Jesus besser kennenzulernen, ihn besser zu verstehen und ihn mehr zu lieben. Was ein Jünger lernen muss, ist Zeit mit Jesus zu verbringen. Die Bibel in der Weise zu lesen, dass er Jesu Stimme darin hört. Er muss lernen zu beten und wirklich mit Jesus zu kommunizieren. Dabei geht es auch um Sündenbekenntnis, um Fasten, um Warten auf Gottes Antwort. All das lernt ein junger Christ am leichtesten, wenn er Zeit mit einem reiferen Christen verbringt. Zeit miteinander zu verbringen ist das A und O von Jüngerschaft. Wenn du jemand zum Jünger machen willst, dann musst du ihn so nah an dich heranlassen, dass er in dein Leben schauen kann. Die 12 Jünger waren bei Jesus. Sie hörten ihn nicht nur predigen. Sie konnten sein Leben beobachten. Sie sahen, wie wichtig ihm die Gemeinschaft mit seinem Vater war. Sie sahen, wie er mit Erfolg und Angriffen umging. Sie sahen, wie er unerschrocken Sünde und Heuchelei ansprach. Sie sahen, wie er barmherzig mit den Schwächsten umging. Sie sahen, worüber er sich freute, worüber er herzhaft lachte, worüber er weinte und worüber er zornig war.

Die Herausforderung heute ist: Wie können junge Christen wirklich in unsere Leben schauen? Das geht nur, indem du Zeit mit deinen Jüngern verbringst. Lade sie zum Essen ein. Wenn du mit dem Auto unterwegs bist, nimm sie mit. Wenn du ein Hobby hast oder am Haus etwas arbeiten musst, lass sie mitmachen. Nutze diese Zeit für gute Gespräche. Und vielleicht ist es ja tatsächlich möglich, dass jemand eine Zeit lang bei dir wohnt. Bei Jüngerschaft geht es darum, Freundschaften zu entwickeln (Johannes 15,15). Nur dann öffnen sich Menschen und werden bereit über ihre Schwächen zu reden und Heilung und Vergebung in Anspruch zu nehmen.

Lektion 3: Jünger lernen andere zu Jüngern zu machen

Die zwölf Jünger sollten nicht nur Zeit mit Jesus verbringen, sondern sie sollten lernen genau das zu tun, was er getan hat: predigen und Menschen von bösen Mächten befreien (Markus 3,14-15). Das konnten sie bei Jesus optimal lernen. Als erstes beobachteten sie, wie er das tat. Dann ließ er sie mitmachen und übertrug ihnen kleine Aufgaben. Dann schickte er sie zu Kurzeinsätzen los und am Ende waren sie bereit, in die ganze Welt zu gehen. Sie wussten genau was sie tun sollen, warum sie es tun sollen und wie sie es tun sollen. Viele Christen hätten vermutlich große Freude daran mit anderen Menschen über Jesus zu reden, wenn sie es mehrmals miterlebt hätten, wie ein reiferer Christ, den sie kennen, das tut. Darin besteht die große Chance von Jüngerschaft. Christen, die noch nicht so lange gläubig sind, beobachten ganz praktisch, wie reifere Christen mit Menschen über Jesus reden, wie sie andere zum Glauben führen und wie sie sie begleiten. Dadurch lernen sie ganz praktisch und überwinden ihre Scheu. Wärest du bereit, solch ein reiferer Christ für eine andere Person zu sein?

Lektion 4: Jünger brauchen eine Gruppe mit anderen Jüngern

Als Jesus die ersten Jünger berief, rief er sie nicht nur in die Gemeinschaft mit sich selbst, sondern gleichzeitig auch in die Gemeinschaft mit anderen Jüngern (Markus 3,16-19). Eine Gruppe ist enorm wichtig für die Entwicklung eines Jüngers. Zur Erreichung des Zieles von Jesus, dass Menschen ihm ähnlicher werden, gebraucht er andere Menschen. Sprüche 27,17: „Eisen wird durch Eisen geschärft, und ein Mann schärft das Angesicht seines Nächsten.“ Die ersten Jünger waren sehr verschieden. Es gab Unterschiede in der politischen Einstellung: Matthäus als Zöllner hatte mit den Römern zusammengearbeitet. Simon der Kanaanäer gehörte zu einer Truppe, die die Römer bekämpften. Es gab unterschiedliche Persönlichkeitstypen: Petrus war initiativ und impulsiv. Johannes und Jakobus waren aufbrausend, deshalb bekamen sie den Beinamen Donnersöhne (Lukas 9,54). Thomas war eher pessimistisch (Johannes 11,16). Sie hatten in ihrem früheren Leben einen unterschiedlichen Lebensstandard: Matthäus verdiente als Zöllner gut und Petrus leitete ein eigenes Unternehmen. Unter normalen Umständen hätten diese zwölf Leute nie zusammengefunden. Was sie verbindet ist Jesus.

Wenn du Menschen zu Jüngern machst, dann ist es sinnvoll, wenn diese Leute eng in einer Gruppe zusammen sind. Das Aneinander- Reiben ist wichtig. Dadurch wird deutlich wo bei jedem Einzelnen Veränderung notwendig ist. In einer kleinen Gruppe lernt man mit dem Anderssein des anderen umzugehen und sich gegenseitig zu vergeben. All das ist notwendig, damit Gemeinde funktioniert.

Fazit

Jüngerschaft, so wie es Jesus vorgelebt hat, ist zunächst ein langsamer Prozess. Nach drei Jahren hatte Jesus 12 Jünger gemacht. Nicht gerade viel, oder? Aber diese zwölf machten wieder Jünger, sie investierten sich in Einzelne – und auf einmal wuchs die Gemeinde explosionsartig.

Wenn du dich in eine Glauben-prägende Beziehung mit Einzelnen investierst, sieht das zunächst einmal sehr unspektakulär aus, aber wenn diese Personen dann wieder Jünger machen, die wiederum Jünger machen, dann kann daraus etwas Gewaltiges entstehen. Und genau das ist Gottes Strategie, um diese Welt

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Marko Schuber




Marko Schubert

Gemeindereferent in der EFG Thierfeld und Mitarbeiter im Jüngerschaftsprogramm für junge Leute „unterwegs“

Bildnachweis: Photo by Jacob Lund on The Noun Project

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