20. Mai 2020
von David Kröker
Schon länger hatten wir eine Evangelisation von Gründonnerstag bis Ostersonntag geplant. Dann kam die Corona-Krise dazwischen. Was sollten wir nun tun? Kurz vor der Krise kamen unerwartet einige ungläubige Menschen in unsere vier Zellgruppen. Sie waren offen für das Evangelium. Gerade jetzt wäre eine Evangelisation sehr passend. Am 22. März durfte man sich nur noch in ganz kleinen Gruppen treffen. Kurzerhand teilten wir unser Zellgruppen auf 7 Mini- Zellgruppen auf. 7 Gastgeber hatten sich bereit erklärt, in ihren Wohnzimmern einen kleinen Gottesdienst mit 4-8 Personen durchzuführen. Ich war überrascht, dass in einem Haus plötzlich 12 Leute waren. Ungläubige Freunde und Nachbarn sind dazugekommen. Und dann kam die Kontaktsperre.
Alle vier Zellgruppenleiter sind nun herausgefordert, ihre Gruppe durch die Krise zu führen. In
meiner Gruppe (aktuell 30 Leute) haben wir ab dem 23. März jeden Tag für einen bzw. ein
Ehepaar (Familie) aus der Gruppe gebetet. Jeder sollte seine Gebetsanliegen äußern. Die
meisten baten um Gebetsunterstützung für ungläubige Familienmitglieder, Freunde und
Bekannte. In diesen Gebetstagen wurde uns immer deutlicher, dass wir die Evangelisation per
Livestream durchführen sollten. Der Link wurde gezielt an die einzelnen Kontakte
verschickt. Zwei dieser Kontakte konnten
wir in unsere WhatsApp-Gruppe mit
aufnehmen. Vor der ersten Predigt an
Gründonnerstag spürte ich in unserer
WhatsApp-Gruppe eine starke Einheit. Am
Ostersonntag nach meiner letzten Predigt
schrieb ein Paar in die Gruppe: „Wir
würden uns gerne taufen lassen, haben
wir gerade beschlossen, Paul & Anna“.
Elli, eine ältere gläubige Frau, wohnt in Bad Münstereifel in einem Hochhaus. Es fiel ihr immer schwerer, den weiten Weg nach Bonn zum Gottesdienst zu fahren. Sie hatte von uns mitbekommen und war nun interessiert, mich kennen zu lernen. Bei einem Treffen vor Ostern erzählte ich ihr von unserer Vision: „Heute hat dieses Haus Rettung erfahren!“ Ich erklärte ihr unsere Zellgruppenstruktur. Daraufhin erzählte sie mir, mit wie vielen Nachbarn sie immer wieder über den Glauben spricht.
Sie könnte sich das gut vorstellen, eine Zellgruppe in ihrem Wohnzimmer zu starten. Ich sagte ihr, dass ich gerne bereit bin, wöchentlich nach Bad Münstereifel (15 min von Euskirchen) zu kommen, um ihr bei dem Start einer Zellgruppe zu helfen. Wegen der Kontaktsperre würde der Start aber warten müssen, dachte ich. Am Ostermontag rief mich Elli an und bat mich vorbeizukommen.
Als ich in ihre Wohnung kam, warteten vier ungläubige Nachbarn (drei ältere Frauen und ein Mann) schon auf mich. Die Rollläden unten. Elli stellte mich ihnen vor und bat mich: „Erkläre ihnen bitte Ostern.“ Sie hörten alle zu und stellten Fragen. Mir war es bewusst, dass diese Situation angesichts der Corona-Krise grenzwertig ist. Später sagte mir Elli, dass sie die Nachbarn bat, nacheinander zu kommen. Es sollte keiner von dem Treffen mitbekommen. Dennoch spielte Elli am Ende unseres Treffens mit der Geige Lieder vor (u. a. „Näher mein Gott zu dir“). Die Gäste waren so bewegt von der Botschaft und der Atmosphäre, dass sie nicht abwarten konnten, bis der nächste Montag kam. Am 20. April war ich erstaunt darüber, dass eine weitere Nachbarin anwesend war. Am Ende unseres zweiten Treffens gingen Elli (mit einem Hexenschuss im Nacken), ich (mit einem Hexenschuss im Rücken) und Rosa langsam auf die Knie, denn Rosa wollte ihr Leben Jesus anvertrauen. Während sie ihr Bekehrungsgebet sprach, saßen die anderen Gäste auf dem Sofa und staunten über diesen heiligen Moment. „Heute hat dieses Hochhaus Rettung erfahren“, dachte ich mir auf dem Rückweg und konnte die Freudentränen nicht zurückhalten.
Die Evangelisation hatte auch Klaus (Name geändert, 59 Jahre, katholisch) mit verfolgt. An der Art und Weise, wie er in der WhatsApp-Gruppe geschrieben hatte, spürte ich bei ihm eine Veränderung. Ich fragte ihn ein paar Tage nach der Evangelisation: „Hallo Klaus, darf ich dich ganz offen fragen, ob du Jesus nun persönlich als deinen Retter angenommen hast? Glaubst du an ihn? Lieben Gruß, David!“ Daraufhin antwortete er: „Ja das habe ich! Und ich glaube sehr stark an ihn!!!“ Wir hatten uns anschließend zu einem Spaziergang verabredet. Da erzählte er mir von seinem persönlichen Bekehrungserlebnis in seinem Keller. „Und du sollst mich taufen.“ Er stellte noch weitere Fragen zur Taufe. Dann erzählte er mir, dass er seit der Bekehrung eine Gideon-Bibel immer dabei hat und diese auf der Arbeit liest. Seine Arbeitskollegen haben ihn darauf angesprochen, was mit ihm los sei. „Ich steh zu meinem Glauben!“ sagte er mir. „Ich kann es nicht abwarten, die Gemeinde endlich persönlich zu treffen.“ Denn diese kennt er bis heute nur über WhatsApp. „Am liebsten würde ich dich knuddeln“, sagte er mir bei der Verabschiedung und winkte mir zu. Auch sein Haus hat nun Rettung erfahren. Gelobt sei unser großer Gott für seine Gnade!
David Kröker
Leiter GEMEINDEN ENTSTEHEN
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