10. Mai 2023
von Alexander Rockstroh
Was da an Himmelfahrt gefeiert wird, gehört mit zum Spannendsten und Faszinierendsten des Neuen Testaments. Die triumphale Rückkehr des Sohnes zum Vater und seine Erhöhung auf den Thron Gottes – das ist Himmelfahrt. „Aufgefahren in den Himmel: Er, Christus, sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“ Mit diesen Worten des Apostolischen Glaubensbekenntnis wird die heilsgeschichtliche Epoche beschrieben, in der wir heute leben. Eine Zwischenzeit zwischen „aufgefahren in den Himmel“ und „von dort wird er kommen“. Jesus ist heimgekehrt als der Sieger über die Sünde, den Tod und den Teufel, und dafür hat ihm der Vater den Platz neben sich eingeräumt.
Aus dem Feiertag „Christi Himmelfahrt“ ist für viele der Vatertag geworden. Und das Bild von Männerhorden, die Bierkästen in Bollerwägen hinter sich her durchs Land ziehen, scheint so wenig mit dem eigentlichen Fest zu tun zu haben. Stimmt! Die Art und die Haltung, wie wir den Vatertag begehen und was wir an Himmelfahrt feiern, ergibt einerseits eine ziemliche Kluft. Andererseits kann man eine innere Logik zwischen dem christlichen Fest und seiner säkularen Entsprechung erkennen. Denn Himmelfahrt bedeutet ja nichts anderes als die Heimkehr des Sohnes zu seinem Vater. Deshalb könnten wir den Himmelfahrtstag in zweifacher Weise feiern: Als Vatertag und als Vater-im-Himmel-Tag. Wir feiern alle guten Väter und solche, die es noch werden wollen. Und wir erkennen, dass Jesus Christus auf diese Welt gekommen ist, um zu beweisen, dass wir einen Vater im Himmel haben. Er gibt den Einsamen ein Zuhause. Er lädt ein, seine Kinder zu werden. Er ist in den Himmel zurückgekehrt, um uns dort eine Wohnung zu bereiten. Jesus zeigt: Gott ist nicht weit weg. Er ist kein distanzierter Schöpfer. Wir dürfen ihn „Abba, lieber Vater“ nennen. „Vater unser, der du bist im Himmel…“.
Es gibt wenige Fragen, die einen Menschen dermaßen ins Herz treffen wie diese: „Wie ist Dein Verhältnis zu Deinem Vater?“ Ein abwesender Vater ist oft eine lebenslange Quelle von Traurigkeit, Einsamkeit und gelegentlich auch Bitterkeit durch das Gefühl des Verlassenseins. Und weil uns am Vatertag mehr oder weniger diese Frage nach der Beziehung zu unserem irdischen Vater berührt, haben wir gleichzeitig eine Einladung, Beziehung zu unserem himmlischen Vater aufzunehmen, der die bevorzugten Eigenschaften eines Vaters in aller Exzellenz und Hingabe in sich trägt. Güte und Stärke, Autorität und vollkommene Liebe.
In Philipper 2, 6-11 sehen
wir eine einzigartige Zusammenfassung von Jesu himmlischer und irdischer
Existenz in drei Akten:
Die Rückkehr in die Gemeinschaft mit seinem Vater bedeutet allerdings nicht, dass Jesus nun einfach seinen früheren Platz im Himmel wieder eingenommen hat. Auch im Himmel passieren neue Dinge! Seine Rückkehr bedeutet eine Veränderung, indem er nun, nachdem er seinen Gehorsam als Mensch und Sohn bis zum Ende bewährt hat, von seinem Vater vor dem ganzen geschaffenen Kosmos geehrt wird. Er lässt ihn Platz nehmen auf seinem eigenen Thron und überträgt ihm das Amt des Weltenherrschers und Richters über die ganze Schöpfung. Für die, die an ihn glauben, ist er zur Rechten Gottes und tritt für sie ein (vgl. Römer 8,34).
Nicht nur im Himmel passieren mit der Himmelfahrt Christi große Dinge. Der allmächtige Gott gibt denen, die zu ihm gehören, nun ebenfalls einen neuen Auftrag: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ Darum ist Himmelfahrt nicht nur die Inthronisation von Jesus als Herrscher der Welt, sondern auch der Dienstantritt für uns zur weltweiten Zeugenschaft für Ihn.
Der Dichter Matthias Claudius (1740-1815) schreibt in einem Brief an seinen Sohn Johannes:
„Hänge dein Herz an kein vergänglich Ding. Die Wahrheit richtet sich nicht nach uns, sondern wir müssen uns nach ihr richten. Halte dich an Gottes Wort. Tue das Gute vor dich hin und bekümmere dich nicht, was daraus werden wird. Sorge für deinen Leib, aber nicht so, als wenn er deine Seele wäre. Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst. Nicht die Frömmelnden, aber die frommen Menschen achte und gehe ihnen nach. Habe immer etwas Gutes im Sinn und gehe nicht aus der Welt, ohne deine Liebe und Ehrfurcht für den Stifter des Christentums durch irgendetwas öffentlich bezeugt zu haben…“
Das ist vielleicht das Wichtigste, was Väter für ihre Kinder tun können: Ihnen ihren Vater im Himmel groß machen. Wir leben in der „Zwischenzeit“ – der Zeit zwischen Jesu Himmelfahrt und seiner Wiederkunft auf dieser Erde in Herrlichkeit. Er ist der Herr, der unser Leben beansprucht und der sein Leben für uns gegeben hat. Er gibt uns einen Auftrag, seine Zeugen zu sein. Und dieser Auftrag ist noch nicht zu Ende.
Alexander Rockstroh
Geschäftsführer im ChristusForum Deutschland
Titelfoto von: pixabay giografiche
Lieber Alexander,
danke dir sehr für die schöne und treffende Auslegung zur Himmelfahrt unseres Herrn in Verbindung zum „Vatertag“.
(Kleine persönliche Anmerkung:
Wir warten jedoch zunächst auf seine Wiederkunft in den Wolken zur Entrückung seiner Gemeinde 1. Thess. 4,17. - Jesu Kommen in „Herrlichkeit“ dann am Ende der Trübsal sieben Jahre später… u.a. Matth 24,30, Sacharja 14, 1-5…)
Persönlich bin ich sehr froh und dankbar, dass sich die Arbeit im Christus FORUM D. so gut entwickelt hat.
Dir und allen Mitarbeitern weiterhin Gottes Segen!
In brüderlicher Verbundenheit Ernst Werner